Das Projekt toposonie::spree besteht aus einem Soundwalk mit einer neuen Technik: eine Smartphone-Applikation (App), mit der abhängig von der Position im Stadtraum Klänge abgespielt und mit Kopfhörer gehört werden können. Im Gegensatz zu einem Audioguide mit festgelegter Route und Zeitdauer, wird es so für den Hörer möglich, sich frei im Raum und mit der eigenen Zeit zu bewegen: mittels GPS werden Klänge an genau dem Ort eingespielt, wo Sie sich als Zuhörer befinden, so dass Sie auch an jedem Punkt im Areal des Klangparcours starten können.

Die Teilnehmer benötigen für den Soundwalk ein Smartphone (Android/iPhone) mit Ohrhörern und müssen sich zu Beginn die radio aporee – App im App-Store herunterladen.
Der Parcours führt auf den Fußgängerwegen entlang dem Spreeufer westlich und östlich des Bahnhofs Friedrichstraße in Berlin-Mitte mit ca. 30 Klangpunkten und einer Gesamtlänge von ca. 90min., wobei die Besucher sich frei entscheiden können, wie lange sie sich in dem Klangparcours bewegen.

Der gesamte Klangparcours hat 4 Abschnitte vom Bodemuse-um bis zur Bundespressekonferenz und ist durch 6 Brücken miteinander verbunden. Er führt durch sehr verschiedene Stadträume, Architekturen und urbane Situationen, von den steinernen Ufertreppen am Reichstag bis zur grünen Ufer-laube neben der Tucholskystraße, von den Lokalen am Schiffbauerdamm bis zu den holprigen Pflasterstraßen am Kupfergraben. Die GPS-Lokalisation im Zusammenhang mit einer visuell auf dem Smartphone angezeigten Karte gibt dem Hörer in jedem Augenblick Informationen zu seinem Standort und dem Verlauf der einzelnen Stationen im Rahmen des Klangparcours. - Allerdings ist es auch sehr einfach, sich von der Spree führen zu lassen und ohne jede technische Hilfe nur den Sounds nachzugehen.

Mit den Sounds im Ohr wird die sichtbare und hörbare Umgebung von einer zweiten (hörbaren) Schicht überlagert: Klänge legen sich über das Geschehen, färben die Umwelt ein, lassen auf irritierende Weise eine zweite Wirklichkeit erscheinen bzw. Schichten und Geschichten, die hinter der äußerlich wahrnehmbaren Oberfläche liegen. Das Innere der nur von aussen sichtbaren Gebäude im Museums- und Regierungsviertel wird hörbar, als künstlerisch verdichtete Atmosphären, Klänge und Stimmen.
Und diese Stimmen kommen nicht von ungefähr: es sind die unsichtbaren Stimmen im Politikbetrieb, die Lobbyisten, die dem Teilnehmer des Soundwalks plötzlich und unerwartet nahe kommen.

Der Klangparcours führt in 14 Szenen durch den Lobbydschun-gel, von der Autolobby über die Pharmalobby bis hin zur Gay-lobby im Vatikan (die am Sitz des kath. Militärbischofs gestreift wird). Dazwischen treten andere Akteure auf, wie die Gruppe 'Geld oder Leben' mit einer Störaktion im Reichstag, es geht vorbei an einer Sitzung der Bundespressekonferenz ("Vom Sagen und Nicht-Sagen"), über Enthüllungen eines Bloggers zur Geheimschutzstelle des Bundestags am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bis ins Career-Center der Humboldt-Universität, wo sich Agenturen für 'Public Affairs' und 'Politikberatung' vorstellen. 

Geleitet von der Frage, wer sich wie Gehör verschafft, wieviel Transparenz die Demokratie benötigt und wie diese Transparenz und Öffentlichkeit hergestellt wird, tauchen halb dokumentarisch, halb fiktiv verschiedenen Aspekte der Einflussnahme auf.
Dazu gehören auch die mit medialer Macht ausgestatteten Insti-tutionen (wie ARD, RTL und ntv), die zahlreich an diesem Ufer-weg ihre Hauptstadtrepräsentanzen angesiedelt haben.
Die damit einhergehende „Konstruktion von Wirklichkeit“, wie sie von Paul Watzlawick in einer Szene reflektiert wird, wird so zum übergreifenden Thema der Arbeit.

Zwischen diesen hörspielartigen Szenen sind immer wieder
reale wie irreale Klänge gelegt, die die Umwelt vor Ort akus-tisch einfärben und transformieren, wie z.B. an den 6 Brücken, deren ortsspezifische Aufnahmen jeweils in einer eigenen Resonanzfrequenz „gestimmt“ wurden.
Der Soundwalk wird zu einem Spiel mit der Wirklichkeit, die auch durch die besondere Aufnahmetechnik und die Wiedergabe über Kopfhörer irritierende Wahrnehmungsperspektiven erzeugt.

Der Hörer kann sich mehr oder weniger lang in den einzelnen Klangfeldern aufhalten, hin- und hergehen, um einzelne Klang-punkte zu erreichen, weiterlaufen oder die Richtung ändern. Der Soundwalker erläuft sich auf diese Weise sein eigenes „Stück“, seinen individuellen Klangweg.
Dieser Weg eines partizipierenden Hörers kann auch aufgezeich-net werden - in jeder beliebigen Länge, ob er sich nur 10min. in dem Klangparcours bewegt oder 2 Stunden – und anschließend von ihm als „sein“ Soundwalk auf der 'radio aporee' Website wiedergehört werden. Über diesen Link lassen sich auch berlinferne Gäste zum Nachhören einladen. Die individuellen Soundwalks sind zu finden auf der Projektwebsite.




> PDF Projektbeschreibung

toposonie : : spree ist ein Soundwalk, den sie selbständig begehen können, mit einer Smartphone App, zu jeder Zeit, solange wie Sie möchten, im Sommer wie im Winter.

Der Klangspaziergang führt am Spreeufer entlang, zwischen Bodemuseum und Bundespressekonferenz, über die Friedrichstrasse durch das Regierungsviertel, verbunden durch sechs Brückensounds, mit Klangfeldern und unsichtbaren Stimmen, mit akustischen Blicken hinter die Fassaden einer Welt zwischen Tourismus und Lobbyismus, die eine zweite Wirklichkeit erscheinen lassen.
Toposonie Schild
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Toposonie::Spree. Zwischen Tourismus und Lobbyismus.
Permanenter Soundwalk entlang der Spree in Berlin-Mitte.

Eine topographische Komposition für einen Stadtraum von georg klein

in 14 Szenen, 6 Brückenklängen, 6 Zwischenklängen und einem Klangfeld
Gesamtdauer: 90 Minuten (Dauer und Richtung frei wählbar / GPS-geführt)